Libyens staatliche National Oil Corporation (NOC) hat angekündigt, dass sie den Produktionsstopp auf dem El Sharara-Ölfeld, dem größten Vorkommen des Landes, aufgehoben und damit einen weiteren Meilenstein zur Erholung der Ölproduktion des Landes erreicht hat.
In einer Erklärung verkündete die NOC am Sonntag, dass sie Acacus, den Betreiber des im Südwesten liegenden Feldes, angewiesen habe, die Produktionsvorkehrungen unter Berücksichtigung der öffentlichen Sicherheit und der Prozesssicherheitsstandards zu treffen.
Das Unternehmen, das den libyschen Energiesektor dominiert, teilte mit, dass der Schritt durch eine Vereinbarung mit der Miliz Petroleum Facilities Guard möglich geworden sei. Nach Angaben der NOC verpflichtete sich die Gruppierung, dafür zu sorgen, dass es keine sogenannten Sicherheitsverletzungen geben würde.
Die Ankündigung der NOC erfolgte mehr als drei Wochen nach der Erklärung von Feldmarschall Chalifa Haftar, dass er die Blockade von Ölfeldern und Häfen gemäß einer Vereinbarung mit der in Tripolis ansässigen sogenannten Einheitsregierung aufheben werde. Kurz nach Abschluss der Vereinbarung hob die NOC den Produktionsstopp einiger Ölterminals auf und setzte die Produktion bestimmter Felder wieder in Gang, die sie für "sicher" hielt. Einige wichtige Anlagen wie das El Sharara-Ölfeld blieben jedoch noch stillgelegt.
Seit der Aufhebung der Blockade und der teilweisen Wiederaufnahme der Produktion hat die libysche Rohölproduktion Berichten zufolge fast 300.000 Barrel pro Tag erreicht. El Sharara könnte die tägliche Rohölproduktion des Landes um weitere 300.000 Barrel erhöhen, sobald die volle Kapazität wiederhergestellt ist. Die NOC nahm die Produktion auf dem Ölfeld zwar bereits Anfang Juni wieder auf, musste sie jedoch kurz danach wieder einstellen.
Das vom Krieg zerrissene Land verfügt über die größten Ölreserven Afrikas und könnte täglich rund 1,2 Milliarden Barrel fördern. Zwar wird die Steigerung der Ölexporte die libysche Wirtschaft entlasten, da bisher durch die Blockade der Energieinfrastruktur fast zehn Milliarden US-Dollar an Einnahmen verloren gehen, doch könnte das zusätzliche Angebot zu einem weiteren Problem für den globalen Ölmarkt werden.
Die Ölpreise stürzten in diesem Jahr ab, weil pandemiebedingt die Nachfrage zurückging. In dem Bemühen, die Preise anzukurbeln, drosselten die Organisation der erdölexportierenden Länder (OPEC) und weitere Partner unter Führung Russlands (bekannt als OPEC+) im Mai ihre Ölförderung. Die Fördermengenkürzungen sind noch immer in Kraft.
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