Seit dem Sturz des im Westen in Ungnade gefallenen – und daher zum "Diktator" abgestempelten – libyschen Staatsoberhaupts Muammar al-Gaddafi durch eine von Frankreich angeführte NATO-Militäroperation 2011, findet der Sahel keinen Frieden mehr. Immer weitere Teile der Region werden von diversen dort operierenden Terrorgruppierungen heimgesucht.
Und dies, obwohl Frankreich bereits seit 2014 mit der Opération Barkhane im "Kampf gegen den Terror" vor Ort militärisch aktiv ist, um die (selbst zu verantwortende) Gewalt einzudämmen. Doch auch wenn der militärische Ansatz ganz offensichtlich nicht die offiziell gewünschten Ergebnisse zeitigt, setzt die ehemalige Kolonialmacht – Beobachter sprechen von Frankreich eher als neokolonialer Macht –auf eine weitere militärische Karte.
Gemeinsam mit gut einem Dutzend seiner Verbündeten schmiedete Frankreich weitestgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit an einer neuen Militärallianz mit dem exotischen und "afrikanisch" daherkommenden Namen Takuba, was in der Tuaregsprache soviel wie Säbel bedeutet.
Belgien, die Tschechische Republik, Dänemark, Estland, Frankreich, Mali, die Niederlande, Niger, Norwegen, Portugal, Schweden und Großbritannien gaben bereits im März 2020 eine Erklärung ab. In dieser verpflichten sie sich zu weiteren Anstrengungen, um die "Widerstandsfähigkeit terroristischer Gruppen" in der auch überaus ressourcenreichen Region zu brechen. Wieder mit von der Partie: die Bundesrepublik. Auch wenn man demnach nicht plant eigene Truppen zu entsenden, unterstützt man Takuba "politisch".
Bis zum Sommer 2020 sollte eine erste Einsatzfähigkeit der Spezialkräfte erreicht sein. Die volle Einsatzbereitschaft soll voraussichtlich Anfang 2021 vorhanden sein. Es wird also ernst, was den mutmaßlichen Kampf gegen den ausufernden Terrorismus in der Region anbelangt. Und tatsächlich: Seit Mitte Juli kämpfen nun 100 französische und estnische Soldaten mit ihren malischen "Partnern" – und ohne militärische Entscheidungsgewalt – gegen "islamistische Terroristen". Ein zweites Kontingent, bestehend aus 60 tschechischen Soldaten, soll im Oktober einsatzbereit sein. Im Januar sollen nochmals 150 Schweden hinzukommen.
Nicht zuletzt wollte Emmanuel Macron die Existenz und Nützlichkeit der europäischen Verteidigungspolitik aufzeigen, die er wie nie zuvor vorangetrieben haben will", hieß es zum Thema in lokalen Medien.
Die neue sogenannte Taskforce unter französischem Kommando soll die regionalen Armeen bei der Bekämpfung bewaffneter Gruppen unterstützen und die französische Opération Barkhane und der regionalen G5 Sahel Joint Force, die sich aus Truppen aus Burkina Faso, Tschad, Mali, Mauretanien und Niger (G5) zusammensetzt, ergänzen.
Das Takuba-Operationsgebiet soll in der Region Liptako liegen, einem Gebiet im Dreiländereck, bestehend aus Burkina Faso, Niger und Mali. Längst hat sich der sogenannte "Islamismus" bis nach Westafrika vorgearbeitet. Liptako gilt als Hotspot und Drehkreuz für entsprechende Gruppen.
"Takuba wird daher Teil der Antiterrorismus-Säule der 'Koalition für die Sahelzone' sein", hieß es in einer entsprechenden Erklärung der Verbündeten.
Ziel von Takuba soll es unter anderem sein, die Streitkräfte der G5 unter einem einzigen – französischen – Kommando zusammenzuführen, "gemeinsame Operationen zu erleichtern und den Austausch nachrichtendienstlicher Erkenntnisse zu verbessern".
In der Sahelzone ist ein Sieg möglich", versicherte Macron im Juni in der mauretanischen Hauptstadt Nouakchott den anwesenden Repräsentanten der G5.
Währenddessen nimmt die Akzeptanz in der lokalen Bevölkerung für die Präsenz ausländischer Streitkräfte immer weiter ab. Unter den Menschen herrscht enormes Misstrauen darüber, welche Ziele Frankreich und seine westlichen Partner tatsächlich vor Ort verfolgen. Mutmaßungen lauten dahin gehend, dass die immer weiter um sich greifende Gewalt Teil des militärischen Konzepts sei. Nicht obwohl, sondern weil Frankreich und seine Partner dort aktiv seien, nehme die Gewalt immer weiter zu, heißt es.
Flankiert werden die militärischen Bestrebungen Frankreichs vor Ort derweil von einer Entscheidung des Bundeskabinetts im Mai. Danach soll das bestehende Mandat der "europäischen Ausbildungsmission" EUTM in Mali auf die Nachbarländer Niger, Mauretanien, Tschad und Burkina Faso ausgeweitet werden. Im Rahmen der sogenannten Ausbildungsmission schult die Bundeswehr seit sieben Jahren Angehörige der malischen Armee.
Ebenso wurde vom Bundeskabinett beschlossen, die deutsche Beteiligung an der UN-Mission MINUSMA in Mali fortzusetzen.
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