In Äthiopien ist es in dieser Woche zu massenhaften Protestaktionen gekommen, die durch den Tod von Hachalu Hundessa ausgelöst wurden. Der populäre Sänger, Komponist und Aktivist der Völkerschaft Oromo wurde am späten Montagabend in der Hauptstadt Addis Abeba erschossen. Der 34-Jährige erlag seinen Verletzungen in einem Krankenhaus. Die Polizei nahm mehrere Verdächtige fest und teilte mit, das Verbrechen scheine "gut geplant" gewesen zu sein.
Nachdem sich die Nachricht verbreitet hatte, gingen in der Hauptstadt Tausende Menschen auf die Straße. Sie versammelten sich vor dem Krankenhaus, in das der Sänger eingeliefert worden war. Laut Medienberichten setzte die Polizei Tränengas ein, um die Menschenmenge aufzulösen. Es wurden Autoreifen angezündet und es waren Schüsse zu hören.
Dabei kam es auch zu Konflikten zwischen Vertretern der Völkerschaft Oromo und anderen ethnischen Gruppen. Vor dem Hintergrund der Zusammenstöße mit der Polizei wurden am Mittwoch Militäreinheiten nach Addis Abeba abkommandiert.
In Harar kippten Protestierende ein Denkmal für den Prinzen Makonnen Wolde Mikael um, der die östliche Provinz des Landes im 19. Jahrhundert als Gouverneur unter Kaiser Menelik II. regiert hatte.
Wie die Nachrichtenseite Walta Info unter Berufung auf den Polizeichef der Region Oromia berichtete, seien dort mindestens 81 Menschen ums Leben gekommen. Der Polizeichef der Hauptstadt teilte am Donnerstag im Fernsehen mit, in Addis Abeba seien zehn Leute getötet worden, darunter zwei Polizisten.
Der getötete Sänger wurde am Donnerstag in Ambo in der Region Oromia beerdigt. Eine kleine Menschenmenge nahm an der Zeremonie teil. Am Donnerstag blieb auch das Internet in Teilen des Landes weiterhin abgeschaltet, nachdem es gegen 9:00 Uhr flächendeckend außer Betrieb gesetzt worden war.
Aus diesem Grund konnte unter anderem die wöchentliche Pressekonferenz der Gesundheitsorganisation der Afrikanischen Union zur Corona-Krise in Afrika nicht stattfinden.
Oromo ist die größte ethnische Gruppe in Äthiopien. Ihre Vertreter fühlen sich jedoch seit Jahren marginalisiert. In den Jahren 2014 bis 2018 ist es in der Region Oromia deswegen zu massenhaften Antiregierungsprotesten gekommen.
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