Russische Wirtschaft verkraftet Sanktionen besser als vom Westen erwartet
Durch seine Sanktionspolitik glaubte der Westen, Russland seine Position in der Ukrainekrise aufzwingen zu können. Zwar sind die Folgen der jüngsten Entwicklungen auch an Russlands Wirtschaft nicht spurlos vorübergegangen, doch verkraftet diese die Sanktionen besser als der Westen es sich erhofft hatte.
Während der Westen unter erdrückenden Auslandsschulden leidet und die apokalyptische Meldungen zur Finanzlage Südeuropas nicht abnehmen wollen, konnte die russische Zentralbank am Dienstag verkünden, dass es der Wirtschaft des Landes trotz anti-russischer Sanktionen und Rubelkrise gelang, die Auslandsverschuldung im vergangenen Jahr um ganze 17,7 Prozent zu reduzieren.
Binnen eines Jahres schmolz die russische Verschuldung im Ausland um rund 129 Milliarden US-Dollar. Von 728,86 Milliarden US-Dollar, die es am 1. Januar 2014 noch waren, auf 599,5 Milliarden US-Dollar zum 1. Januar dieses Jahres. Dabei entfallen anders als in Euroländern und weit weniger als angesichts der massiven Finanzrestriktionen, die im Frühjahr 2014 verhängt wurden, befürchtet wurde, nur 171,1 Milliarden US-Dollar der Auslandsschulden auf den Bankensektor, rund 376,5 Milliarden US-Dollar auf andere Wirtschaftsbereiche. Die russische Zentralbank mit Sitz in Moskau steht mit 10,4 Milliarden US-Dollar in Kreide. Schulden anderer Behörden belaufen sich auf 41,5 Milliarden US-Dollar.
Die Wirtschaftsprobleme, die seit der Ukrainekrise des letzten Jahres die Russische Föderation treffen, bleiben für die Binnenökonomie des Landes dennoch eine Belastung. Auch der Ölpreis, auf den Russland als Top-Energieexporteur unter anderem im Rahmen seiner Haushaltsplanung angewiesen ist, schickte den russischen Rubel auf Talfahrt. Von Januar bis Dezember 2014 verlor die russische Nationalwährung mehr als 41 Prozent zum US-Dollar und 34 Prozent zum Euro.
Auch wenn sich Importgüter folglich verteuerten, bringt der günstige Rubel auch Positives mit sich. Sowohl russische Produktionsgüter als auch Dienstleistungen werden auf internationalen Märkten mit einem Schlag attraktiver, was die heimische Industrieproduktion schließlich ankurbelt und Anreize zur Stärkung der russischen Mittelschicht nach sich zieht.
Präsident Putin prognostizierte im Dezember, dass die Krise in höchstens zwei Jahren wieder vorbei sein werde. Spätestens dann könne sich Moskau auf mehr Wettbewerbsfähigkeit heimischer Akteure freuen. Unternehmen aus Europa und den USA könnten den russischen Markt, der sich neue Wirtschaftspartner suchte, indessen schmerzlich vermissen.