Nach Aus von South-Stream: Russland und Türkei planen Bau von Mega-Pipeline

Nach dem Ende des South-Stream-Projekts vereinbarten Ankara und Moskau im Zuge des Besuches des russischen Präsidenten Putin in der Türkei konkrete Schritte zum weiteren Ausbau einer breit angelegten Energiepartnerschaft. Unter anderem ist der Bau einer Mega-Pipeline geplant.
Alexei Miller, Chef des weltweit größten Erdgasförderunternehmens Gazprom, kündigte an, dass der Energieriese eine Megapipeline gen Türkei bauen werde, die bis an die Grenze Griechenlands reiche und somit trotz des Scheiterns des South Stream Projekts russisches Gas in die südeuropäischen Märkte bringen werde. Das ambitionierte Projekt, das Moskau vor dem Hintergrund europäischer Eskalationspolitik in der Ukraine künftig mehr Sicherheit verspricht und zugleich die Beziehungen zu Ankara festigt, soll eigenen Angaben zufolge jährlich rund 63 Milliarden Kubikmeter Erdgas durch das Schwarze Meer Richtung Anatolien pumpen. Dabei werden 14 Milliarden Kubikmeter allein dem türkischen Verbraucher zur Verfügung stehen. Ankara ist nach Deutschland der zweitgrößte Einkäufer bei den russischen Erdgasförderunternehmen mit Sitz in Moskau. Der russische Energieminister, Alexander Novak, äußerte sich zuversichtlich hinsichtlich der Erklärungen seitens der AKP-Regierung in Ankara. Das neue Projekt umfasse schließlich ein speziell für Gazprom konzipiertes Verteilerzentrum an der türkisch-griechischen Grenze für Kunden aus Südeuropa. Während die Pipeline als russisches Unternehmen gelistet wird, werde Gazprom laut Miller "Angebote türkischer Partner für Anteile am Projekt, bei Interesse, natürlich berücksichtigen." Fürs Erste werde die Versorgung der Türkei über die bestehende Blue-Stream-Pipeline um drei Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr aufgestockt, offenbarte Russlands Präsident, Wladimir Putin, in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem türkischen Gegenüber, Recep Tayyip Erdoğan. Den Angaben der internationalen Nachrichtenagentur Reuters zufolge belief sich die Exportmenge russischen Gases in die Türkei im letzten Jahr auf 13,7 Milliarden Kubikmeter. Aus politischer Sicht stehen sich die Türkei und Russland zwar vereinzelt diametral gegenüber, doch aus ökonomischer Sicht rücken mit dem nun vereinbarten Gas-Deal zwei strategische Partner näher. "In der Tat freut sich die Türkei über das russische Zugeständnis, schließlich verdient das Land mit, denn lukrative Transitgebühren werden den türkischen Haushalt ergänzen", so Martin McCauley, Ökonom der University of London, gegenüber RT, "Ankara sieht sich, wenn man so will, als Partner oder eine Art Energiebrücke, die Erdgas aus Iran sowie Russland nach Europa transportiert." Novak erklärte weiter, dass die Türkei auf Preisnachlässe von bis 15 Prozent hoffen könne, nachdem Wladimir Putin zuvor bestätigte, dass dem Kunden aus dem Süden ab dem 1. Januar 2015 zunächst ein Rabatt von sechs Prozent gewährt werde. Angesichts der Ukraine-Krise, die dazu dient, in erster Linie den politischen Einfluss Moskaus in Osteuropa zurückzudrängen, bleiben auch russische Handelsbeziehungen, darunter insbesondere die bilateral wichtigen Energielieferungen, nicht von damit zusammenhängenden Verwerfungen verschont. Nun "ist das Projekt vom Tisch", teilte Gazprom-Chef, Alexei Miller, am Montag mit. Russland zieht damit eine Reißleine, die Brüssel nicht zuletzt in Bulgarien provozierte. Sofia erhielt wegen der EU-Sanktionen keine Erlaubnis, am Energieprojekt festzuhalten, unlängst sahen russische Diplomaten hinter den "unlauteren" Methoden der EU einen Ausdruck "kurzsichtiger Erpressungspolitik, die auch nicht einmal davor zurückschreckt, gezielt den Interessen der eigenen Bevölkerung zu schaden". Russisches Erdgas sollte im Rahmen der South Stream eigentlich durch das Schwarze Meer, unter Umgehung von Transitländern wie der Ukraine, durch Südosteuropa bis nach Österreich geliefert werden. Dafür baute Gazprom an einer 40 Milliarden teuren Pipeline, die die Europäische Union mittels zweifelhafter Argumentationsketten unterminierte, wie etwa jener, dass sie es für unzulässig halte, dass ein Erdgaslieferant zugleich den Zugang zu den Pipelines kontrolliere. "Wir sehen, dass Hindernisse errichtet werden. Wir sind überzeugt, dass das den europäischen Wirtschaftsinteressen widerspricht und Schaden verursacht”, resümierte Putin in Ankara. Heute scheint es so, dass sich eher die Europäische Union zum Preis eines Pleite-Staats mit höchst zweifelhaften Akteuren an der Staatsspitze, nämlich der Ukraine, von der Dynamik der Schwellenländer isoliert, als dass diese sich von der "Alten Welt" abhängig fühlen. Vielmehr orientieren sich diese neu und eruieren, anders als bisher, lieber untereinander Win-Win-Situationen.