Öl-Krieg der Saudis: Kurzfristig gegen den Iran - Langfristig auch gegen die USA
Saudi-Arabien hat im Rahmen des OPEC-Treffens in Wien jedwede Höchstgrenze für die Ölförderung blockiert. Dies hat aber nicht nur mit dem strategischen Ziel der Saudis zu tun, dem Erzfeind Iran wirtschaftlich zu schaden. Riad befindet sich selbst in einer Zwickmühle, denn neben den gemeinsamen strategischen Interessen mit Washington, sehen sie sich gezwungen die Fracking-Offensive der USA zu begrenzen.
Im Rahmen des Ministertreffens der Organisation Erdöl exportierender Staaten (OPEC) in Wien hat Saudi-Arabien das Ansinnen mehrerer Mitgliedsländer blockiert, durch Produktionsdrosselung dem globalen Verfall des Ölpreises entgegenzuwirken.
Daraufhin gab dieser weiter nach und landete nach einem weiteren Sturz um sechs US-Dollar auf dem bisherigen Vierjahrestief von 71,25 US-Dollar.
Dies bedeutet, dass trotz globaler Überversorgung mit Öl von der lange Zeit praktizierten Hochpreispolitik abgerückt wurde und dies zusammen mit dem schwächeren Wirtschaftswachstum in Europa und China die Preise weiter in den Keller schickt. "Es war eine großartige Entscheidung", kommentierte völlig ironiefrei der saudische Ölminister Ali al-Naimi gegenüber Reuters.
Es wird sogar noch mit einem weiteren Preisverfall gerechnet, zitiert die Nachrichtenagentur den Vorstandsvorsitzenden der PIRA Energy Gruppe. "Es ist eine neue Welt für die OPEC, weil sie den Markt nicht mehr steuern kann. Mittlerweile diktiert der Markt die Preise und diese werden sicher auch noch weiter fallen", so der CEO.
Venezuela und Algerien hatten gefordert, das Angebot um zwei Millionen Barrel pro Tag zu drosseln, da die Länder ebenso wie der Iran auf Grund des niedrigen Preises vor massiven Haushaltsproblemen stehen.
Auch Russland ist vom niedrigen Ölpreis betroffen. Um sein Budget ausgeglichen zu halten, bräuchte Moskau unter Zugrundelegung einer gleichbleibenden Ausgabenpolitik einen Ölpreis von 100 US-Dollar pro Barrel. Darüber hinaus hat auch der seit längerem schwächelnde Rubel gegenüber dem Dollar weitere zwei Prozent nachgegeben.
Die Kampfpreispolitik der absolutistischen saudischen Monarchie dient jedoch nicht ausschließlich den Interessen des Verbündeten aus Washington. Vielmehr will Riad auf diesem Wege auch eigenes Terrain auf dem Weltmarkt wettmachen, das auf Grund der hohen Produktion von Schieferöl in den USA selbst verlorengegangen war.
Mittels dieses Ansatzes wollen die Saudis die Gewinnung von Öl und Gas via Fracking unwirtschaftlich machen und so wieder als Lieferpartner attraktiv werden. Dieser Hoffnung gab auch Venezuelas Außenminister Rafael Ramirez Ausdruck, der die Entscheidung als Resultat einer kollektiven Willensbildung akzeptierte. "Auf dem Markt produzieren einige zu teuer", äußerte der Minister und spielte damit auf die US-amerikanischen Frackingprojekte an.