Dilma Rousseff, die Kandidatin der brasilianischen Arbeiterpartei (PT), hat am Sonntag mit 51,64 Prozent der Stimmen die Stichwahl gegen ihren Herausforderer, Aécio Neves, von der neoliberalen Partei PDSB gewonnen, der 48,36 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen konnte. Die Wahl hatte das Land stark polarisiert.
Während Rousseff vor allem in den ärmeren Bundesstaaten im Nordosten des Landes gewann, erzielte Neves im reicheren Süden des Landes deutliche Gewinne. Das Wahlergebnis gilt als eines der knappsten in der brasilianischen Geschichte. Insgesamt waren 142 Millionen Brasilianer aufgerufen, ihre Stimme abzugeben.
In ihrer ersten Ansprache nach der Wiederwahl betonte Rousseff in der Hauptstadt Brasília ihre Dialogbereitschaft und ihr Vertrauen in ein vereintes Brasilien: "Ich glaube nicht, dass die Wahl das Land in Zwei geteilt hat. Ich glaube, dass diese Wahlen an vielen Stellen unterschiedliche Ideen und Emotionen hervorgerufen haben, aber uns zu einem gemeinsamen Gefühl gebracht haben: der Suche nach einer besseren Zukunft."
Unter der Führung der PT ist es Brasilien in den letzten Jahren gelungen, signifikante Verbesserungen in der Armutsbekämpfung sowie ein starkes Anwachsen der Mittelschicht zu erreichen.
Auch außenpolitisch hat Brasilien unter Luiz Lula und Dilma an Bedeutung gewonnen, insbesondere bei der regionalen Integration Lateinamerikas sowie beim Ausbau der sogenannten BRICS-Staaten, als Gegengewicht zu den USA und der EU.
Glückwünsche an Rousseff kamen umgehend via Twitter von Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández, den Präsidenten Boliviens und Ecuadors, Evo Morales und Rafael Correa sowie von Venezuelas Präsident Nicolás Maduro. Er bezeichnete den Wahlsieg als "Sieg der Völker Lateinamerikas und der Karibik".
Trotz der Wiederwahl der 66-Jährigen zur Präsidentin wird die Arbeiterpartei im Parlament eine starke Opposition gegenüberstehen. Im "konservativsten Kongress seit 1964" stellen rechts-liberale Kräfte und nicht die PT die Mehrheit.