Präzision geht anders: In einem Video, das der dem "Islamischen Staat" nahe stehende Sender "a3maq news" veröffentlicht hat, präsentiert ein Dschihadist stolz mehrere US-Waffenkisten mit einem ausgebreiteten Fallschirm im Hintergrund.
Es soll sich dabei um brandneue US-amerikanische Ware handeln, die ursprünglich abgeworfen worden sein soll, um die kurdischen Milizen der seit Monaten von IS-Einheiten belagerten nordsyrischen Grenzstadt Kobane zu versorgen.
"Diese Bomben hätten amerikanische Einheiten für die kurdischen Parteien abgeworfen", erklärt der IS-Kämpfer. "Nun sind sie Kriegsbeute für die Mudschaheddin."
Nachdem die US-Armee am Sonntag gemeldet hatte, dass drei ihrer Air Force C-130-Flugzeuge militärisches Gerät und medizinische Güter erfolgreich abgeworfen hätten, musste das Zentralkommando tags darauf die Meldung dahingehend korrigieren, dass man ein "verlorenes Bündel" zerstören musste, "um zu verhindern, dass es in Feindeshände gerät".
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hält es indessen AP-Berichten zufolge ebenfalls nicht für ausgeschlossen, dass die von US-Truppen abgeworfenen Waffen in den Händen des IS gelandet wären. Eine unabhängige Bestätigung für die Authentizität des Videos gibt es jedoch nicht.
Der Gesandte der Russischen Föderation bei den Vereinten Nationen, Vitali Churkin, zeigte sich wenig überrascht über die Nachricht, IS-Kämpfer könnten US-Waffenlieferungen in ihre Hände bekommen haben. "Das ist keine Überraschung", so Churkin. "Denn es wäre nötig, solche Aktionen mit der syrischen Regierung und im Einklang mit den Entscheidungen des Weltsicherheitsrates durchzuführen."
Auch Bashar Jaafari, der syrische Gesandte bei den UN, hat AP gegenüber deutlich gemacht, dass Syrien nicht über die Waffenabwürfe in Kenntnis gesetzt worden wäre, und deshalb ebenfalls nicht bestätigen könne, dass der IS amerikanische Waffen abgefangen hätte. Er wäre nur informiert worden, als die ständige Vertreterin der USA, Samantha Powers, ihn über den Beginn der Militäroperation unterrichtet hätte.
Unterdessen zeigte sich der stellvertretende Berater des Weißen Hauses für Nationale Sicherheit, Ben Rhodes, CNN gegenüber zuversichtlich, dass die US-Lieferungen ihre korrekten Adressaten erreicht hätten. "Was ich versichern kann, ist, dass, wenn wir nun die Hilfslieferungen durchführen, den Fokus auf die Leute richten, denen wir helfen wollen. Das sind bedürftige Zivilisten. […] Und wir treffen Vorkehrungen, die notwendig sind, um zu verhindern, dass nichts in falsche Hände fällt.”
Die von den USA geführte Anti-IS-Koalition hat mehr als 135 Luftschläge gegen dem IS zuzuordnende Ziele rund um Kobane ausgeführt, darunter vier am Dienstag. Dazu hat man erstmals auch Waffen und Gerät abgeworfen, um Kurden die Fortführung des Widerstandes gegen die Einnahme der Stadt zu ermöglichen. Ein YPG-Sprecher, die syrische Schwesterorganisation der türkischen PKK, zeigte sich zufrieden mit dem Ablauf der Lieferung und sprach von einer "koordinierten Aktion", die einen positiven Effekt auf die militärischen Operationen gegen den IS haben werde.
Dieser hatte am 16. September mit einer Offensive auf Kobane begonnen, was eine Massenflucht von 200.000 Kurden zur Folge hatte.