Ebola in USA – Rüstung wichtiger als Vorbereitung auf Seuchen
In Dallas hat sich eine Krankenschwester des an Ebola verstorbenen Thomas Eric Duncan mit dem Virus angesteckt. Mediziner sprechen von Nachlässigkeit in Hygienevorschriften, Systemversagen im Gesundheitswesen und vor allem unzureichender Finanzierung. Geld für Rüstung ist scheinbar wichtiger.
Dr. Tom Frieden, Leiter der amerikanischen Seuchenschutzbehörde, Centers for Disease Control and Prevention (CDC), schob die Ansteckung der Krankenschwester Nina Pham im texanischen Presbyterian Hospital auf einen möglichen Verstoß von Sicherheitsmaßnahmen. Er nannte den Vorfall "äußerst beunruhigend." Es müssten Training und Sicherheitsprotokolle verbessert werden, sagte er am Sonntag auf einer Pressekonferenz.
Diese Äußerung führte zu einer heftigen Debatte unter Ärzten. Einige Mediziner argumentieren, dass die Ansteckung wegen eines systematischen Fehlers passierte, da nicht alle Krankenhäuser für die Behandlung von solch schweren Fällen ausgelegt sind.
Mangelnde Kommunikation
"Man sucht nicht nach Sündenböcken und Schuldzuweisungen beim Ausbruch einer Krankheit," wird Bonnie Castillo, eine ausgebildete Krankenschwester und Expertin für Katastrophenschutz der Gruppe "National Nurses United” von Reuters zitiert. Sie schiebt das Problem auf mangelnde Kommunikation zwischen den Gesundheitsbehörden und tausenden Gesundheitseinrichtungen in den Vereinigten Staaten.
Die Vorbereitungen auf Notfälle bestünden darin, "etwas ans Schwarze Brett zu hängen, wo sich Mitarbeiter und Krankenschwestern an den Richtlinien des CDC orientieren sollen. So trainiert man nicht und so wird man kein Experte," sagte sie. Im Gegensatz dazu fanden letztes Wochenende in Großbritannien landesweite Notfallübungen statt.
In den USA werden nun am internationalen John F. Kennedy Flughafen alle Einreisende aus betroffenen Ländern auf Fieber getestet.
Behörde denkt über Ebola-Zentren nach
Der Sprecher des CDC Tom Skinner sagte, dass seine Behörde darüber nachdenken könnte, Krankenhäuser zu benennen, die mögliche Ebolafälle in der jeweiligen Region handhaben sollen. "Es wurde schon viel getan, aber offensichtlich gibt es noch mehr zu tun," so Skinner.
Handlungsbedarf gibt es immer. In den Vereinigten Staaten wird schon seit Jahren an einem Impfstoff geforscht und im Jahr 2008 dafür auch schon ein Patent angemeldet.
Rüstung wichtiger als Impfstoff
Wahrscheinlich wäre sogar schon ein Impfstoff verfügbar, wenn es keine Kürzungen im Forschungsbudget gegeben hätte, wird der Leiter des amerikanischen Gesundheitsinstituts (NIH) Dr. Francis Collins in der Huffington Post zitiert. Das NIH ist das offizielle und wichtigste biomedizinische Forschungsinstitut.
"Wir wären ein oder zwei Jahre weiter, die den ganzen Unterschied gemacht hätten," sagte Collins der Huffington Post am Freitag, zwei Tage bevor die Krankenschwester in Dallas als infiziert bestätigt wurde.
Die Finanzierung des NIH ist zwar in den letzten zehn Jahren um eine Milliarde US-Dollar auf 29,31 Milliarden US-Dollar gestiegen, aber die Ausgaben für die Unteragentur Institut für Allergien und Ansteckende Krankheiten sind seit 2004 leicht zurückgegangen auf 4,25 Milliarden US-Dollar. Was nach viel Geld klingt, wird im Vergleich zu den US-Rüstungsausgaben von 640 Milliarden US-Dollar im letzten Jahr relativiert. Immerhin soll neben den Rüstungsausgaben auch das NIH-Budget bis 2021 zu verzehnfacht werden.
Spenden statt staatlicher Finanzierung
Ohne zusätzliche Finanzierung haben diese Forschungsstätten kaum Möglichkeiten, Impfstoffe zu entwickeln. Aber aus Washington kamen bisher noch keine Notfallgelder.
Inzwischen haben Prominente angefangen für die Ebolaforschung zu spenden. Mitgründer von Microsoft Paul Allen hat letzten Monat neun Millionen US-Dollar an die CDC gespendet, gestern haben sich Facebook-Vorstand Mark Zuckerberg und seine Frau mit 25 Millionen US-Dollar nachgezogen.
Ebola ist schon heilbar
Im August hatte sich der amerikanische Arzt Kent Brantly in Liberien mit Ebola infiziert und die Krankheit besiegt. Er wurde mit dem Blutplasma eines afrikanischen Kindes, das den Virus überlebt hatte, behandelt und mit dem Probemedikament ZMapp. Ein weiterer amerikanischer Arzt, Rick Sacra, hat sich letzten Monat vollständig von Ebola erholt, nachdem er eine Bluttransfusion von Brantly erhielt und zusätzlich das Probemedikament TKM-Ebola.
Der infizierte und wieder geheilte Journalist Mukpo twitterte über seine Genesung.
Die spanische Krankenschwester Teresa Romero Ramos, die sich auch schon bei der Patientenpflege mit Ebola infiziert hatte, ist stabil und zeigt Anzeichen der Besserung, so die spanische Regierung.