Erdrutschsieg für Labour-Rebell Corbyn – Britische Elite zittert und SPD zeigt sich verwirrt
Was vor wenigen Monaten noch als undenkbar galt, ist nun wahr geworden. Mit 60 Prozent der Stimmen wurde der als "links außen stehende" Jeremy Corbyn zum Vorsitzenden der britischen Labour Party gewählt. Und dies mit einem Programm, das der amtierende Premierminister David Cameron als "Gefahr für die nationale und wirtschaftliche Sicherheit" des Königreiches bezeichnete.
Toby Melville / Reuters
Corbyn gilt als Gegner der britischen Militärinterventionen und will die Eisenbahn und die Energieversorgung verstaatlichen sowie umfassend in Wohnungsbau, Bildung und Gesundheit investieren. Um das zu finanzieren, sollen Wohlhabende und Unternehmen stärker besteuert werden.
Neben dem britischen Establishment hat auch bereits die baden-württembergische Führungsspitze der SPD, eigentlich die deutsche Schwesterpartei von Labour, davor gewarnt, dass die Wahl von Corbyn eine "Flucht vor der Realität" darstellt und die Labour-Partei hoffentlich "nicht für Jahre bedeutungslos werden" wird. Während des Wahlkampfs traten 178.000 Personen Labour bei und allein am Tag nach der Bekanntgabe seiner Wahl nochmals 14.500. Ist die Frage, welche Partei sich da mehr auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit befindet.