Die unbekannte Seite des "Kampfes" gegen den IS: US- und britische Multis finanzieren Islamischen Staat über verdeckte Schwarzmarkt-Ölkäufe
Die USA und Großbritannien führen zwar offiziell Krieg gegen den selbsternannten "Islamischen Staat", hohe politische Vertreter räumten nun jedoch ein, dass genau die gleichen Akteure, die vorgeben, den IS zu bekämpfen, ihn auch finanzieren, berichtet das Fachportal "Middle East Eye". Vor allem laufe die zumindest indirekte Unterstützung des IS über bekannte US-amerikanische und britische Energiekonzerne, die im Rahmen von komplexen Dreiecksbeziehungen im großen Stil auf dem vom IS kontrollierten Ölschwarzmarkt in Irak und Syrien investieren.
Dabei sollen regional vor allem die kurdische Regionalregierung, kurz KRG, im nordirakischen Erbil und der türkische Geheimdienst als staatliche oder halbstaatliche Akteure beim verdeckten Ölschmuggel mitgespielt haben.
Im Gegenzug soll gar Kriegsgerät eingetauscht worden sein, vermuten kurdische, irakische und türkische Beamte. Die autonome Kurdenregion im Irak erhielt seit Ausbruch des Bürgerkrieges im letzten Jahr tausende Waffensysteme aus der Bundesrepublik Deutschland.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass westliche Waffen in die Hände des IS fallen. In Syrien gilt es mittlerweile als belegt, dass die sogenannten moderaten Rebellen für viel Geld vom Westen erhaltenes Kriegsgerät an den IS weiterverkaufen.
Insbesondere ein britisches Energieunternehmen erscheint in der Konfliktregion immer wieder namentlich nachverfolgbar im Zusammenhang mit dem IS: Genel Energy. Das auf dem Londoner Aktienmarkt gelistete Erdöl-Förderunternehmen mit Sitz in Jersey und einer Außenstelle in der Türkei steht im Irak unter Vertrag Barzanis, dem Präsident der autonomen Kurdenregion. Seit Jahren weitet Genel Energy seine Explorationsarbeiten und Produktion in den mehrheitlich kurdischen Regionen Iraks aus. Bereits heute besitzt das Unternehmen sechs Produktionsteilungsverträge, einschließlich Beteiligungen an den Ölfeldern: Taq Taq, Tawke und Chia Surkh.
Besonders brisant sind die fragwürdigen Beziehungen von Genel Energy zu lokalen kurdischen Unternehmen, die als Zwischenhändler auftreten und aus IS-Gebiet stammendes Erdöl weiterverkaufen. Auch die Zwischenhändler sollen den Segen von ganz oben der Kurdenregierung in Erbil erhalten haben.
Genel Energy wurde 2011 gegründet und vom Investitionsunternehmen Vallares finanziert. Zu den Financiers gehörte auch ein prominentes Mitglied der Rothschild-Familie, der in Großbritannien geborene und in der Schweiz lebende Investor Nathaniel Philip Rothschild. Für das britische Unternehmen ist das Geschäft mit dem IS, das seine Fördermengen für einen Schleuderpreis auf den Markt wirft, eine Goldgrube.
Genel operiert in der Autonomen Region Kurdistan mit Unterstützung der britischen Regierung und ist eng verzahnt mit einer Londoner Parlamentsfraktion, die wiederum enge Beziehungen zur britischen und kurdischen Ölindustrie pflegt.
Diese dubiosen Beziehungen zwischen britischer und kurdischer Ölindustrie und Politik werfen erhebliche Fragen über einen Interessenkonflikt – vor allem im Zusammenhang mit dem vermeintlichen "Krieg gegen den Terror" – Großbritanniens und der kurdischen Regierung auf. Offiziell suggerieren die Anti-IS-Mitglieder unnachgiebige Härte gegen die Sunnitenmiliz und dementieren vehement jegliche Verstrickungen in Geschäfte mit dem IS.