Der "Islamische Staat" ist zurück in Tall Abyad – Viertel im Osten erobert
Der "Islamische Staat" ist nach den Anschlägen auf Kobane wieder auf die jüngst von kurdischen Milizen eroberte syrisch-türkische Grenzstadt Tall Abyad vorgestoßen und nahm einige Viertel im Osten der Stadt ein. Unterdessen beraten türkische Sicherheits- und Regierungsoffizielle in Ankara über etwaige Interventionspläne in Syrien.
Symbolbild
SANA / AP
Nachdem YPG-Milizen der kurdisch-syrischen "Partei der Demokratischen Union" noch am 16. Juni mithilfe umfassender Luftunterstützung der USA die komplette Eroberung der strategisch wichtigen Grenzstadt zwischen den kurdischen Kantonen Kobane und Cizîrê verkündet hatten, ist der IS kaum zwei Wochen später wieder in Tall Abyad eingedrungen.
Die Stadt gilt als Einfallstor für westliche Dschihadisten, die über die Türkei in das "Kalifat" einwandern, und als wichtige Schmugglerroute, die die selbsternannte IS-Hauptstadt Rakka dringend für ihr wirtschaftliches und militärisches Überleben braucht. Seit Ausbruch der Kämpfe um Tall Abyad Anfang Juni sind Tausende Araber und Turkmenen vor den anrückenden und wechselnden Fronten geflohen. Unter anderem flohen sie aus Angst vor ethnischer Säuberung und schweren Luftbombardements.
Laut der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, kurz SOHR, die als oppositionsnah gilt, habe der "Islamische Staat" einige Viertel im Osten der Grenzstadt erobert. Kurdische Medienberichte streiten die Behauptungen bislang ab und sprechen lediglich von anhaltenden Kämpfen. Der IS sei vom syrischen Ableger der "Kurdischen Arbeiterpartei", kurz PKK, die in der Türkei und im Westen als Terrororganisation gelistet ist, allerdings eingekreist, berichtet die der YPG nahestehende Nachrichtenagentur Hawar.
Unterdessen beraten türkische Sicherheits- und Regierungsoffizielle in Ankara über etwaige Interventionspläne in Syrien. Diese solle sich türkischen Medienberichten zufolge zuvorderst gegen die Aktivitäten der Extremistenmiliz an der syrisch-türkischen Grenze richten. Kritiker befürchten, dass eine solche Intervention die Türkei in eine ähnliche Lage wie die USA 2003 nach ihrem Einmarsch im Irak bringen und zum Ziel von Terrorismus sowohl durch den IS als auch die PKK machen könnte.