Umfrage: Deutsche wünschen sich mehr Unabhängigkeit von den USA
Neue Studie aus Washington belegt die sinkende Begeisterung der Deutschen für amerikanische Außenpolitik.
Zum ersten Mal in der jüngeren Geschichte ist eine Mehrheit der Deutschen für weniger Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten, was nationale Sicherheit und Diplomatie angeht. Das ist das Ergebnis der jährlich vom German Marshall Fund (GMF) durchgeführten Studie "Transatlantic Trends".
Für die gestern veröffentlichte Studie wurden im Juni 2014 jeweils 1.000 bis 1.500 Personen in 13 Ländern Europas befragt. Das Ergebnis zeigt, dass die Mehrheit der Deutschen (57 Prozent) sich eine von den USA unabhängigere Positionierung wünschen, besonders zu wichtigen Fragen wie innere Sicherheit und eigenstaatliche Diplomatie. Dies sind 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Nur 19 Prozent der Deutschen sagten, dass sie engere Beziehungen mit den Vereinigten Staaten haben möchten – im Vergleich dazu sprachen sich 34 Prozent der Amerikaner für engere Beziehungen mit Deutschland aus.
Ambassador Nuland launches #TTrends14 in @gmfus. Interesting findings. Obama approval down across Europe, inc Turkey pic.twitter.com/D3F8HufJDy
— ilhan tanir (@WashingtonPoint) 10. September 2014
In ganz Europa hat sich die Hälfte aller Befragten für unabhängigere Sicherheitsbeziehungen mit den USA ausgesprochen, was einem Zuwachs von acht Prozent entspricht.
"Die Turbulenzen der Transatlantischen Beziehungen des letzten Jahres spiegelt sich in den Daten der diesjährigen Studie ‚Transatlantic Trends‘ wieder," sagte GMF Präsident Karen Donfried. Er fügte hinzu, dass die Krisen im Mittleren Osten und der Ukraine "die Wichtigkeit einer gestärkten transatlantischen Kooperation unterstreichen."
Die Deutsch-Amerikanische Freundschaft bröckelt
Die USA und Deutschland haben Unstimmigkeiten wegen des Spionage-Skandals, seit Edwards Snowdens die Spitzeleien des US-Geheimdienstes NSA im Juni 2013 veröffentlicht hat. Im Oktober letzten Jahres wurde zudem enthüllt, das die National Security Agency der USA (NSA) das Telefon der Bundeskanzlerin Angela Merkel seit 2002 abhörte. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss untersucht seitdem die Spionageaktivitäten der USA in Deutschland. Die Aufdeckung von Doppelagenten im Zuge des NSA-Ausschusses belasteten die Beziehungen zusätzlich.
In Folge sind die USA in der Gunst der Deutschen im letzten Jahr von 68 Prozent auf 58 Prozent gefallen. Auch die Beliebtheit von Präsident Obamas sank im gleichen Zeitraum um 20 Prozent. 38 Prozent der Bundesbürger lehnen seine Politik grundsätzlich ab.