Artikel von Fidel Castro zum 70. Jahrestag des Sieges gegen Nazi-Deutschland
Der historische Führer der kubanischen Revolution, Fidel Castro, hat anlässlich des 70. Jahrestages des Sieges gegen den Hitler-Faschismus einen Artikel verfasst, in dem er seiner Bewunderung für das "heroische sowjetische Volk" ebenso Ausdruck verleiht wie seiner Hoffnung, dass eine russisch-chinesische Allianz Antwort geben könnte auf die aktuellen Bedrohungslagen der Menschheit. RT Deutsch dokumentiert den Artikel in deutscher Übersetzung.
Unser Recht Marxisten-Leninisten zu sein
Am 9. Mai begehen wir den 70. Jahrestag des Sieges des sowjetischen Volkes im Großen Vaterländischen Krieg. Bedingt durch die Zeitverschiebung, werden, während ich diese Zeilen schreibe, die Soldaten und Offiziere der Armee der Russischen Föderation, mit Stolz geschwellter Brust über den Roten Platz von Moskau schreiten, in ihren so charakteristischen schnellen und martialischen Schritten.
Lenin war ein genialer revolutionärer Stratege, der nicht zögerte die Ideen von Marx aufzunehmen und in einem immens großen Land, nur partiell industrialisiert, umzusetzen. Ein Land, dessen proletarische Partei sich in die radikalste und wagemutigste des Planeten verwandelte, nachdem zuvor der Kapitalismus das blutigste Gemetzel in der Welt verursacht hatte, mit seinen Panzern, automatischen Waffen, Kampfflugzeugen, Giftgasen und jener berühmten Kanone, die erstmals in der Lage war Granaten über eine Entfernung von 100 Kilometer zu verschießen.
Aus dieser Schlächterei ging der Völkerbund hervor. Eine Institution, die den Frieden wahren sollte, der es aber noch nicht einmal gelang weder den beschleunigten Vormarsch des Kolonialismus in Afrika, großen Teilen Asiens, Ozeaniens und der Karibik, noch den grobschlächtigen Neokolonialismus in Lateinamerika zu verhindern.
Kaum 20 Jahre danach wurde ein weiterer schrecklicher Weltkrieg in Europa entfesselt, dessen Vorspiel der spanische Bürgerkrieg, der 1936 begann, darstellte.
Nach der vernichtenden Niederlage der Nazis, setzten die Völker der Erde ihre Hoffnung in die Organisation der Vereinten Nationen, die sich darum bemüht eine Zusammenarbeit zu etablieren, die zu einem Ende von Aggressionen und Kriegen führt, und die sicherstellt, dass Länder in Frieden auf unserem Planeten gedeihen und zusammen arbeiten, große wie kleine, reiche wie arme.
Millionen von Wissenschaftlern könnten, abgesehen von anderen Aufgaben, die Möglichkeiten des Überlebens der menschlichen Spezies erhöhen. Dieses ist bereits gefährdet durch einen existenziellen Mangel an Wasser und Nahrungsmitteln für Milliarden Menschen in einem sehr nahen Zeitraum.
Wir sind bereits 7,3 Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Im Jahr 1800 gab es lediglich 978 Millionen. Bis zum Jahr 2000 hat sich diese Zahl auf 6,07 Milliarden erhöht. Im Jahr 2050 wird es nach konservativen Schätzungen 10 Milliarden Menschen auf unsere Erde geben.
Erst seit kurzem spricht man darüber, dass in Westeuropa ganze Schiffsladungen von Emigranten ankommen, die jedes nur halbwegs schwimmbare Objekt dafür nutzen. Ein Strom afrikanischer Emigranten aus dem Kontinent, der über Jahrhunderte von den Europäern kolonisiert wurde.
Vor 23 Jahren sagte ich auf einer Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung:
„Eine wichtige biologische Art läuft Gefahr auszusterben wegen der rapiden und fortschreitenden Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums: Der Mensch.“
Jedoch wusste ich damals nicht, wie nahe wir bereits an diesem Punkt angelangt waren.
Zum Gedenken an den 70. Jahrestag des Sieges im Großen Vaterländischen Sieg möchte ich meine tiefe Bewunderung für das heldenhafte sowjetische Volk zum Ausdruck bringen, welches der Menschheit einen ungeheuren Dienst erwiesen hat.
Heute ist eine stabile Allianz zwischen den Völkern der Russischen Föderation und der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaft der Welt, der chinesischen Volksrepublik, möglich.
Beide Länder stellen mit ihrer umfassenden Kooperation, ihrer fortgeschrittenen Wissenschaft, ihren gewaltigen Streitkräften und mutigen Soldaten, ein mächtiges Schutzschild für Frieden und Sicherheit in der Welt dar, was in Folge helfen kann, das Weiterleben unserer Gattung zu bewahren.
Körperliche und geistige Gesundheit sowie ein Geist der Solidarität müssen obsiegen oder das Schicksal des Menschen, wie wir ihn kennen, ist besiegelt.
Die 27 Millionen Sowjetbürger, die im Großen Vaterländischen Krieg starben, taten dies auch für die Menschheit, für das Recht zu Denken und Sozialisten zu sein, Marxisten zu sein, Kommunisten zu sein und sich aus der Vorgeschichte zu befreien.
Fidel Castro Ruz
Havanna, der 7. Mai 2015, 22.14 Uhr
Originalquelle: Granma
Übersetzung: RT Deutsch Schlussredakteur Florian Warweg