Chefberater des Kiewer-Innenministeriums veröffentlichte vor dem Mordanschlag gegen Busina dessen Wohnadresse auf Hetz-Webseite
Kritik oder Empörung anlässlich des Mordes am ukrainischen Journalisten Oles Busina hört man in der Ukraine kaum. Falls überhaupt jemand kritisiert und verurteilt wird, dann ist es vor allem das Opfer selbst. In den Sozialen Medien ergießt sich eine ganze Welle übelster Beleidigungen über den ermordeten Journalisten. Besonders pikant: Die Webseite auf der Tage zuvor Anschrift und Telefonnummer des späteren Mordopfers veröffentlicht worden, mit dem Verweis, dass es sich bei Busina um einen "Seperatisten und Anti-Maidan Aktivisten" handelt, gehört Anton Geraschenko, Chef-Berater des Innenministeriums und eigentlich zuständig für die Aufklärung des Falles.
Noch wenige Tage vor seiner Ermordung war Busina Gast in einer russischen TV-Sendung des Fernsehsenders Rossija 1. Im Gespräch erklärte der Ukrainer, er würde nicht wissen, ob er überhaupt lebendig zu Hause ankommen würde, aber er stehe hier trotzdem und habe keine Angst davor seine Meinung deutlich zu machen, auch wenn es ihn das Leben kosten sollte:
"Ich habe bereits mehrere SMS bekommen, in denen ich gewarnt wurde, vorsichtig sein, denn man würde auf mich in Kiew bereits am Bahnhof warten."
Auf die Frage in der Moskauer TV-Sendung, wen Busina selbst für fähig hielte, ihm den Tod zu wünschen, erklärte dieser, es wären "die Eingekauften, die Bezahlten" die ihn auf dem Gewissen haben würden. Er sagte weiter, er wisse nicht, ob er den "morgigen Tag noch erlebe, oder nicht."
Laut Angaben des Chefberaters des ukrainischen Innenministers, Anton Geraschenko, soll Busina aus einem vorbeifahrenden Ford Fokus heraus mit mehreren Pistolenschüssen regelrecht hingerichtet worden sein. Die zwei Täter waren vermummt.
Nur wenige Tage vor dem gewaltsamen Tod von Busina war auf der ukrainischen Webseite "Mirotworets" (Friedensstifter) massiv gegen den Journalisten gehetzt worden. Am 14.April waren auf dieser Seite neben seiner privaten Anschrift und Telefonnummer auch sein Lebenslauf sowie detaillierte Angaben zu seiner Familie mit dem Hinweis veröffentlicht worden, dass es sich bei Busina um "einen Separatisten und Anti-Maidan Aktivisten" handelt.
Betreiber der Hetzseite ist kein geringer als Anton Geraschenko, also genau der Chef-Berater des ukrainischen Innenministeriums, der jetzt auch für die Aufklärung des Falles und die entsprechende Kommunikation mit der Presse zuständig ist.
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko gab unterdessen auf seiner offiziellen Homepage bekannt, die Ermordung des Journalisten müsse unverzüglich aufgeklärt werden, gleichzeitig ließ er es sich aber auch nicht nehmen, zumindest indirekt Russland für den Tod des regimekritischen Journalisten verantwortlich zu machen:
"Es ist jedoch auch nicht von der Hand zu weisen, dass es sich bei der Tötung von Busina um einen erneuten Versuch handeln könnte, unser Land zu provozieren, um damit die ukrainische Regierung von Innen zu destabilisieren und das ukrainische Volk zu verwirren."
Ähnlich fielen auch die Reaktionen und Kommentare in den sozialen Netzwerken der Ukraine aus. Nach Bekanntwerden der Ermordung des Journalisten wurden auf Facebook Gerüchte gestreut, Moskau stecke hinter der Hinrichtung Businas, um das Land ein weiteres Mal zu spalten. Besonders die Webseite "Mirotworets", des Chefsberaters des Innenministeriums bot ein Forum für den Hass gegenüber Russland, seinem Präsidenten und dem Mordopfer:
"Russen sind keine Nation, sie sind biologischer Müll. Sie haben kein Recht auf Daseinsrecht und kein Recht auf Zivilisation."
Zahlreiche Facebook-Nutzer beschimpfen den Toten als Feind der Ukraine und äußerten sich positiv über seine Ermordung:
"Man hat mich gebeten, dir zu sagen, du bist einer der schlimmsten Perversen, im übelsten aller Sinne."
"Ein Widerling weniger auf der Welt."