Ukraine: Acht "Selbstmorde" von Oppositionspolitikern und Journalisten in nur einem Monat
Der vermeintliche Selbstmord von Olga Moroz, Chefredakteurin der ukrainischen Zeitung Neteshinsky Vestnik, letztes Wochenende wirft weiterhin Fragen auf. Zurzeit tauchen vermehrt widersprüchliche Berichte bezüglich Moroz Todesumstände auf. Bei dem Tod von Moroz handelt es sich um den achten mutmaßlichen "Selbstmord" von prominenten Oppositionspolitikern und Journalisten in nur einem Monat.
Wie der regionale Pressedienst MIA berichtete, wurde die Chefredakteurin der ukrainischen Zeitung Neteshinsky Vestnik tot in ihrer Wohnung in der Region Chmelnizki aufgefunden.
„Die 44- jährige Frau, die als Chefredakteurin bei der Stadtzeitung Neteshinsky Vestnik gearbeitet hat, wurde an diesem Morgen tot von ihrer Schwester in der Stadt Netischin aufgefunden. Die Erstuntersuchung des Leichnams wies keine offensichtlichen Anzeichen für ein Gewaltverbrechen auf.“
Weiter heißt es in einer Erklärung der Verwaltungsbehörde:
„Aktuell untersucht ein Ermittlungsteam der städtischen Polizei gemeinsam mit Experten des regionalen Kriminallabors den Fall Moroz. Die genaue Todesursache wird nach der gerichtsmedizinischen Untersuchung veröffentlicht.“
Zuvor hatte sich der ehemalige Gouverneur von Zaporozhzhye und Mitglied der Partei der Regionen, Alexander Peklushenko, am 12. März angeblich selbst das Leben genommen. Am Tag der Ermordung des russischen Oppositionspolitikers Boris Nemtsow, dem 27. Februar, stürzte sich Michael Chechetow, ebenfalls ehemaliges Mitglied der Partei der Regionen und ehemaliger Leiter des staatlichen Grundstücksfonds, aus einem Fenster seiner Wohnung. Die offizielle Version des ukrainischen Innenministeriums lautet auf "Selbstmord". Zusätzlich begingen ebenfalls im Februar Selbstmord: der ehemalige Vorsitzende des Regionalrates in Kharkow, Nicholai Sergienko; der ehemalige Bürgermeister von Melitopol, Sergei Valter; der Polizeichef von Melitopol, Sergey Bordyuga sowie der ehemalige Abgeordnete Stanislaw Melnyk.
Auch die Repression gegen die russische und internationale Presse haben in den letzten Monaten massiv zugenommen.
Erst vor kurzem gab das russische Außenministerium an, die Ukraine befände sich weiterhin auf der Jagd nach Dissidenten und Journalisten. Derweil sprach der ukrainische Geheimdienst SBU ein Verbot gegen den Kanal „New Russia TV“ aus.
Wie am 5. März bekannt wurde, hat das ukrainische Außenministerium die Akkreditierung aller russischen Medien für das Land eingestellt. Darüber hinaus soll auch die Verfolgung und Überwachung der landeseigenen Presse begonnen haben.
Vom Angriff pro-ukrainischer Kräfte gegen den finnischen Journalisten und Politiker Antero Eerolu berichtete die Zeitung LOOK am Montag. Nach Eerolus Erklärung, er habe beobachtet, wie die vereinbarte Feuerpause mehrfach durch die ukrainische Armee gebrochen wurde, schlug ein Unbekannter den Journalisten auf der Straße nieder. Eerolu kritisierte nach dem Angriff die finnische Presse für ihre einseitige Berichtserstattung bezüglich des Ukraine-Konflikts und den Verfall der Pressefreiheit in der Ukraine.
Journalisten in Lebensgefahr
Aktuell wird Journalistenarbeit im Land als lebensgefährlich eingestuft. Die größte Gefahrenquelle soll von ukrainischen Truppen ausgehen.
Die Liste der toten Journalisten wird immer länger:
RTR Mitarbeiter Igor Kornelyuk und Anton Woloschin, der Betreiber des Channel One Anatoly Klyan, der italienische Journalist Andy Rokkelli und sein Übersetzer Andrei Mironov sowie Fotojournalist von "Russia Today" Andrew Stenin wurden bereits durch Aktionen der Sicherheitskräfte getötet.