Putin im Krim-Interview: USA trainierten rechte Nationalisten vor dem Kiew-Putsch
Der russische Präsident hat in einem Interview mit Rossija-1 über die Sezession der Krim erläutert, dass ihm Geheimdienstinformationen vorlagen, nach denen ukrainische Nationalisten zwei Hinterhalte gegen den damaligen Präsidenten Viktor Janukowytsch geplant hatten. Daraufhin habe er Geheimdienst- und Spezialkräfte zur Rettung des Präsidenten in Bewegung gesetzt. Zudem betonte Putin, dass laut seinen Informationen es klar belegt ist, dass die USA ukrainische Nationalisten militärisch ausgebildet und so den bewaffneten Staatsstreich auf diese Weise erleichtert haben.
"Die Finte, die in dieser Situation ausprobiert wurde, war, dass die ukrainische Opposition nach außen hin am stärksten von den Europäern unterstützt wurde", so Putin im Interview und erläuterte weiter:
"Wir wissen aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, dass unsere amerikanischen Freunde die eigentlichen Ideengeber hinter der Aktion waren. Sie haben dabei geholfen, die Nationalisten und ihre bewaffneten Einheiten in der Westukraine, in Polen und zum Teil in Litauen zu trainieren. Sie haben den bewaffneten Staatsstreich auf diese Weise erleichtert."
Auch was die Verhinderung einer Sezession der Ukraine betrifft, habe der Westen alle Register gezogen. Insgesamt, so Putin, hätten die USA und die EU auf diese Weise "bei weitem nicht den verantwortungsvollsten Umgang mit der Ukraine gezeigt", die erst eine kurze Phase der Eigen-Staatlichkeit erlebt hatte und deshalb höchst fragil war. In einer solchen Situation könne es gravierende Folgen haben, die verfassungsmäßige Ordnung zu verletzen.
"Man hat das Gesetz weggeworfen und zertrümmert. Und die Konsequenzen waren tatsächlich gravierend. Ein Teil des Landes hat dies akzeptiert, der andere aber nicht. Das Land zerbrach."
Putin erklärte auch, er selbst habe persönlich die Führung der Spezialkräfte und des Verteidigungsministeriums damit beauftragt, die Evakuierung des gewählten Präsidenten Viktor Janukowytsch sicherzustellen. Es wäre nach den Ergebnissen ihm zugänglich gemachter Geheimdienstinformationen seitens der Putschisten geplant gewesen, Janukowytsch zu ermorden. Der russische Geheimdienst hatte Informationen über zwei Hinterhalte von ukrainischen Nationalisten mit schweren Maschinengewehren gegen den damaligen ukrainischen Präsidenten.
Janukowytsch habe ein Angebot, ihn aus dem Donbass zu evakuieren, jedoch abgelehnt und wollte das Land zunächst nicht verlassen. Erst nach einigen Tagen auf der Krim wurde ihm klar, dass er mit niemandem in Kiew verhandeln könne.
Putin betonte, es sei ihm nie um eine Angliederung der Krim um jeden Preis gegangen. Er habe lediglich Spezialkräften gesagt, was zu tun sei, wie es zu tun sei und deutlich gemacht, dass man die Gesamtaktion nur durchziehen würde, wenn man sicher sein könne, dass dies dem Wunsch der Bevölkerung auf der Krim entspreche. Umfragen ergaben damals eine 75 prozentige Zustimmung zu einer Sezession von der Ukraine und einer Angliederung an Russland.
"Ich hatte meine Entscheidung getroffen. Es wird das geschehen, was die Menschen wollen. Wenn sie größere Autonomie und besondere Rechte innerhalb der Ukraine wollen, sollte dies geschehen. Wenn sie sich anderweitig entscheiden sollten, würden wir sie aber auch nicht scheitern lassen. Sie kennen das Ergebnis der Abstimmung. Wir mussten tun, was zu tun war."
Sein persönliches Engagement habe dabei geholfen, die Dinge auf den Weg zu bringen, da die Zeit extrem drängte. So habe man die K-300P Küstenverteidigungssysteme auf eine Weise in Stellung gebracht, dass diese vom Weltall aus zu sehen waren. Man wäre auch dazu bereit gewesen, die Nuklearwaffen zu bestücken, falls dies erforderlich geworden wäre. Putin selbst sei seinen Aussagen nach sich nicht sicher gewesen, ob der Westen nicht doch Russland militärisch angreifen würde.
Um die ukrainischen Truppen auf der Krim im Falle einer Mehrheit für die Sezession zu entwaffnen, habe man Kräfte der Hauptverwaltung für Aufklärung (GPU) auf die Halbinsel entsandt. Sie sollten die 20.000 bewaffneten Personen blockieren. Dabei habe Putin auch das Stationierungsabkommen bezüglich der russischen Schwarzmeerflotte nicht verletzt, da sich zu keiner Zeit mehr als die vertraglich erlaubten 20.000 russischen Soldaten auf der Krim befunden hätten.
Die Entsendung zusätzlicher Militärkräfte sollte laut dem russischen Präsidenten einzig die Abhaltung des Referendums ermöglichen:
"Angesichts der ethnischen Zusammensetzung der Krim wäre die Gewalt noch schlimmer gewesen als in Kiew. Wir mussten handeln, um negative Entwicklungen zu verhindern, um nicht Situationen wie in Odessa zuzulassen, wo später dutzende Menschen lebendig verbrannt wurden."
Putin räumte ein, dass es auf der Krim auch Volksgruppen gab, die einer Sezession ablehnend gegenüberstanden, etwa die Krimtataren:
"Einige Krimtataren standen unter dem Einfluss ihrer Führer, von denen einige Berufsfunktionäre waren."
Aber gleichzeitig habe die Miliz der Krim mit den Tataren zusammengearbeitet. Und es habe auch Tataren unter den Milizionären gegeben. Der Westen betrachtet die Volksabstimmung auf der Krim immer noch als illegal und die dort beschlossene Abspaltung als Annexion. Russland hingegen fühlt sich durch die weiteren Entwicklungen nach dem Maidan-Putsch in seinem Handeln bestätigt. So seien im Donbass, wo das Regime von Kiew Aufstände in den Regionen Donezk und Lugansk militärisch niederschlagen wollte, seit April 2014 mehr als 6.000 Menschen ums Leben gekommen.