Neue Studie: 20 Prozent der Deutschen wollen die Revolution

Die FAZ hat in ihrer heutigen Ausgabe eine ganze Seite der angeblichen Gefahr des Linksextremismus gewidmet. Hintergrund ist die Veröffentlichung einer "empirischen Studie” der FU Berlin zum Thema. Betrachtet man sich die sechs Dimensionen und entsprechenden Thesen der Studie bleibt nur eine Frage: Wer ist in den Augen der Autoren nicht linksextrem?
Über mehrere Jahre hat der Forschungsverbund SED-Staat an der Freien Universität Berlin unter Leitung von Prof. Dr. Klaus Schroeder eine sogenannte Linksextremismus-Skala, die sechs Dimensionen (Antikapitalismus, Antifaschismus, Antirassismus, Demokratiefeindlichkeit, kommunismusnahes Geschichtsbild und Anti-Repression) umfasst, entwickelt. Ähnlich holzschnitzartig wie die Skala ist auch die repräsentative Befragung angelegt, die im Auftrag des Forschungsverbundes vom Umfrage-Institut Infratest dimap durchgeführt wurde. Auffallend bei der Präsentation der Studie ist der sehr wertende Unterton der Autoren, der nicht unbedingt für unvoreingenommenes, wissenschaftliches Herangehen spricht. So zeigen sich die Autoren überrascht, dass der Behauptung "Unsere Demokratie ist keine echte Demokratie, da die Wirtschaft und nicht die Wähler das Sagen haben", über 61 Prozent der Befragten zustimmten. Ebenfalls hohe Zustimmungsraten erhielten Feststellungen wie "Eine tief verwurzelte Ausländerfeindlichkeit lässt sich bei uns überall im Alltag beobachten" (48 Prozent), "In unserer Demokratie werden Kritiker schnell als Extremisten abgestempelt" (45 Prozent) sowie "Die soziale Gleichheit aller Menschen ist wichtiger als die Freiheit des Einzelnen" (42 Prozent). Auch das Vertrauen in den Freund und Helfer in Grün und Blau scheint angeschlagen zu sein. Ein Drittel der Westdeutschen und die Hälfte der Ostdeutschen "attestieren der Polizei, auf dem rechten Auge blind zu sein". Die Autoren der Studie kommentieren diese Ergebnisse mit dem bemerkenswerten Satz: "Einzelne Facetten eines linksextremen Einstellungsmusters finden also eine zum Teil breite Zustimmung in der Bevölkerung." 30 Prozent der Befragten "glauben sogar, eine wirkliche Demokratie sei nur ohne Kapitalismus möglich." Ebenso halten eine "nennenswerte Minderheit" (ohne dass die Studie dies präzisieren würde) im Westen und "eine absolute Mehrheit im Osten den Sozialismus/Kommunismus für eine gute Idee, die bisher nur schlecht verwirklicht wurde". Aber damit nicht genug, Deutschland scheint (der Abschaffung der Bahnsteigkarten sei Dank?) auch kurz vor der Revolution zu stehen. So votieren laut der Umfrage, "knapp ein Fünftel der Westdeutschen und knapp ein Viertel der Ostdeutschen für eine Revolution zur Verbesserung der Lebensbedingungen, da man diese nicht mit Reformen erreichen könne." Die einzigen die sich dieser dramatischen Entwicklung entgegenstellen, scheinen die CDU und die Grünen zu sein, denn "die geringste Zustimmung kommt von potentiellen Wählern der Grünen und der Unionsparteien". Klar, die Versorgung mit Biodinkel und Ingwer-Bionade könnte im Zuge revolutionärer Umbrüche tatsächlich kurzzeitig unterbunden werden. Die Autoren der Studie schließen mit dem Satz:  "Eine wehrhafte Demokratie muss allen Feinden einer offenen Gesellschaft gleichermaßen entschieden entgegentreten." Folgt man der Logik der Studie, dann erklärt Prof. Dr. Schroeder und sein Forschungsteam die Mehrheit der bundesdeutschen Bevölkerung zu "linksextremen Feinden".