Das hat uns gerade noch gefehlt: DIE ZEIT als Trojaner der Atlantikbrücke
Jochen Bittner, seines Zeichens Politik-Redakteur der ZEIT und ironiefreier Kläger gegen DIE ANSTALT, hat am 29. Januar ein Propaganda-Pamphlet unter dem Titel "Putins Trojaner" veröffentlicht. Alleiniges Hassobjekt ist der griechische Ministerpräsident Tsipras und seine Dialogbereitschaft mit Moskau. Eine Erwiderung in ZEIT-Manier.
von Florian Warweg
DIE ZEIT-Redaktion in Hamburg und Berlin ist eine Gefahr für den journalistischen Anspruch. Weniger aus Gründen des nervtötenden, pseudo-humanistischen Schreibduktus à la Deutsch-Leistungskurs 12. Klasse, vielmehr wegen der devoten und einseitigen transatlantischen Ausrichtung.
Wenn sich das Muster der Reaktion der ZEIT auf die Wahl in Griechenland aus den vergangenen Tagen und Stunden fortsetzt, dann ist der pathosbeladene Schreibstil, noch das kleinste Problem, das der Leser gerade mit der ZEIT bekommt. Der bei weitem schlimmere Schaden droht der Reputation, ihrer Integrität. Ja, man kann es so drastisch sagen: der Seele des einstigen Qualitätsmediums.
Eines der ersten Manöver der ZEIT nach der Wahl des neuen Regierungsbündnisses aus Syriza und Anel, war das politisch Wertvollste zu zerstören, das der ZEIT-Journalismus einst hervorgebracht hatte: Eine demokratische Diskussionskultur und den Konsens darüber, dass man sich trotz aller Mitgliedschaften in transatlantischen Lobbygruppen, um eine objektive, ausgeglichene und hinterfragende Haltung bemüht. Bei allen Themen.
Und nicht losgelöst von allen journalistischen Standards, einer vor wenigen Tagen demokratisch gewählten Regierung den Zerfall und der krisengeplagten griechischen Bevölkerung noch mehr Leid wünscht, weil sich dessen Regierung erdreistet, mit der ihr zur Verfügung stehenden Souveränität, Entscheidungen und Diplomaten zu treffen, die so gar nicht abgesprochen waren mit Herrn Joffe, Jochen Bittner und dem großen Bruder am anderen Ende des Teichs.
Die ZEIT und ihr Autor Jochen Bittner wollen den (noch verbliebenen) Lesern tatsächlich einreden, dass "die aktuelle griechische Regierung eine Gefahr für Europa darstellt, weil sie so ziemlich alle moralischen und rechtlichen Werte verrät, die Europa heilig sind".
Die „Seele“ und Logik des einstigen Qualitätsblattes scheinen ernsthaft in Gefahr zu sein, wenn in dessen Lesart eine demokratisch gewählte griechische Regierung alle moralischen und rechtlichen Werte verrät, weil sie den Dialog mit Russland sucht, aber eine im Verlauf eines blutigen Putsches an die Macht gekommene Kiewer-Regierung, die sich auf neonazistische Freiwilligen-Bataillone und Abgeordnete mit unverhohlener Sympathie für Hakenkreuz- und SS-Runenträger stützt, für die „heiligen Werte“ Europas steht.
Den deutschen ZEITungslesern ist jetzt nur eins zu wünschen. Dass diese transatlantische Kalte-Krieger Redaktion sich an ihren inneren Widersprüchlichkeiten und äußeren Absurditäten schnell selbst zerlegt.
ζητωκραυγάζω κάποιον* ZEITungssterben!
*Griechischer Hochruf
Der ZEIT-Artikel, auf den sich die Replik bezieht, kann hier eingesehen werden.