Wirtschaft

Elon Musk und Twitter: Wenn der größte Kritiker plötzlich im Verwaltungsrat sitzt

Tech-Milliardär Elon Musk zieht nach seinem überraschenden Einstieg bei Twitter auch in den Verwaltungsrat der Firma ein. Musk bekommt damit offiziell größeren Einfluss auf die Strategie von Twitter. Über seine Absichten darf fleißig spekuliert werden.
Elon Musk und Twitter: Wenn der größte Kritiker plötzlich im Verwaltungsrat sitztQuelle: AFP © Patrick Pleul

Tesla-Chef Elon Musk ist zum größten Aktionär von Twitter geworden. Der Tech-Milliardär hält einen Anteil von 9,2 Prozent, wie der Kurznachrichtendienst am Montag mitteilte. Die Twitter-Aktie stieg danach im frühen US-Handel um mehr als ein Viertel. Musk gehört mit gut 80 Millionen Abonnenten zu den bekanntesten Twitter-Nutzern. Nach seinem überraschenden Einstieg bei Twitter zieht Musk nun auch in den Verwaltungsrat der Firma ein. Damit bekommt er offiziell größeren Einfluss auf die Strategie von Twitter.

Der Verwaltungsrat in US-Unternehmen spielt zum einen eine kontrollierende Rolle – ähnlich wie die deutschen Aufsichtsräte –, hat zudem aber auch stärkeren Einfluss auf die Unternehmensausrichtung. Das Verhältnis von Musk zu Twitter ist kein reibungsloses. Der Milliardär gilt als Verfechter einer unbedingten Meinungsfreiheit. So weigerte er sich zum Beispiel, kurz nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine mit seinem Starlink-Satellitennetzwerk russische Medien zu blockieren. Musk schrieb auf Twitter:

"Starlink wurde von einigen Regierungen (nicht der Ukraine) aufgefordert, russische Nachrichtenquellen zu sperren. Wir werden das nicht tun, es sei denn mit Waffengewalt. Tut mir leid, dass ich ein Absolutist der Meinungsfreiheit bin."

Auch mit dem Kurznachrichtendienst, bei dem er jetzt größter Aktionär ist, legte sich Musk gerne mal an. Laut Musk gewährleiste Twitter nicht immer Meinungsfreiheit. So führte er am 25. März eine "Twitter-Umfrage" durch, bei der er die Nutzer fragte, ob sie glaubten, dass Twitter den Grundsatz der Meinungsfreiheit, der für eine funktionierende Demokratie unerlässlich sei, strikt einhalte. Das Ergebnis war wenig schmeichelhaft für Twitter. 70,4 Prozent der Nutzer verneinten Musks Frage. Nur 29,6 Prozent sind demnach der Ansicht, dass Twitter uneingeschränkte Meinungsfreiheit zulasse.

Auch griff Musk nach seinem Einstieg bei Twitter eine schon ältere Forderung der Nutzer auf: die Möglichkeit, Tweets nachträglich zu ändern. Nutzer können sich in einer weiteren, von Musk aufgesetzten Twitter-Umfrage dazu äußern, ob sie einen Redigier-Knopf wollen. Nach den ersten Stunden in der Nacht zum Dienstag lag die Zustimmung bei rund 73 Prozent.

Die nichtrepräsentative Umfrage hat zwar keine direkten Konsequenzen, doch die frisch erworbene Beteiligung von 9,2 Prozent sichert Musk automatisch mehr Gehör beim Twitter-Management. Twitter ging auf die jahrelangen Forderungen nach einer Redigier-Möglichkeit nie ein. Was Musk genau bei Twitter vorhat, bleibt indes erst einmal Gegenstand von Spekulationen.

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