Meinung

Ein Journalist der seinen Beruf benutzt, um in Russland zu spionieren, sollte uns alle wütend machen

Echte Journalisten sollten sich daran erinnern, dass Russland die Verhaftung von Evan Gershkovich, in Erwartung des medialen Sperrfeuers aus dem Westen, nicht vollzogen hätte, wenn man nicht unwiderlegbare Beweise dafür gehabt hätte, dass der Journalist des "Wall Street Journals" seinen Beruf für Spionage nutzte.
Ein Journalist der seinen Beruf benutzt, um in Russland zu spionieren, sollte uns alle wütend machenQuelle: AFP © Dimitar DILKOFF / AFP

Von Andrew Korybko

Westliche Journalisten empören sich über Russland, weil man dort einen Kollegen vom Wall Street Journal, Evan Gershkovich, wegen Spionage festgenommen hat. Sie schüren jetzt wie wild Angst, dass alle Journalisten in Russland Gefahr laufen, unter diesem Vorwand verhaftet zu werden. Obwohl Gershkovich der erste war, dem dies seit der Auflösung der UdSSR widerfahren ist. In Wirklichkeit hatte Russland jedes Recht, diesen Angestellten des Wall Street Journals wegen Spionage zu verhaften – und Journalisten weltweit sollten daher sauer auf Gershkovich sein, nicht auf den Kreml.

Was er tat, verstieß gegen das oberste Prinzip seines Berufes, der niemals für Spionage missbraucht werden darf. Denn dies könnte echte Journalisten gefährden, wenn der ausspionierte Staat darauf überreagiert, indem er weitere Journalisten unter diesem Vorwand willkürlich festnehmen lässt. Russland hat nicht die Absicht, dies zu tun, da jene Journalisten, die dem obersten Prinzip ihres Berufsstandes treu bleiben – im Gegensatz zu Gershkovich –, keine Sicherheitsbedrohung darstellen. Aber Gershkovich versuchte sich geheime Informationen über Russlands militärisch-industriellen Fähigkeiten zu beschaffen.

Es ist nicht selbstverständlich, dass westliche Länder Journalisten unter diesem Vorwand nicht verhaften lassen, egal ob sie für das Wall Street Journal oder andere Medien arbeiten. Die USA haben die unausgesprochene rote Linie in Bezug auf den Missbrauch dieses Berufes für Spionage überschritten. Dies kann mit einem sehr hohen Maß an Zuversicht als gegeben betrachtet werden, da Russland Gershkovich nicht hätte verhaften lassen, wenn man keine unwiderlegbaren Beweise für sein Vergehen gehabt hätte.

Der Kreml wusste sehr genau, welche Art von Informationskrieg auf die Verhaftung eines amerikanischen Journalisten folgen würde. Aber Moskau unternahm diesen Schritt dennoch, um seine legitimen nationalen Sicherheitsinteressen zu verteidigen und das schmutzige Spiel der USA aufzudecken. Vor diesem Hintergrund sollten westliche Journalisten sehr wütend auf Gershkovich sein, weil er einem Geheimdienstauftrag zugestimmt hat, den er einfach hätte ablehnen können.

Indem er Russland unter dem Deckmantel des Journalismus ausspionierte, verriet er das oberste Prinzip seines Berufes. Er brachte seine Kollegen auf der ganzen Welt in Gefahr und verdient daher keinerlei Sympathien. Aber einige von denen, die sich jetzt um ihn scharen, tragen Hintergedanken mit sich und lassen sich nicht bloß von Fake News über den Grund seiner Verhaftung täuschen. Diese Akteure könnten ebenfalls unter dem Deckmantel des Journalismus als Spione operieren. Daher ihr Interesse darüber zu lügen, dass es für jemanden in ihrem Beruf unmöglich sei, jemals als Spion tätig zu sein.

Gershkovich und seine Handlanger sind diejenigen, die den Zorn aller verdienen – nicht Russland für die Verteidigung seiner legitimen nationalen Sicherheitsinteressen. Gershkovich hat Journalisten auf der ganzen Welt in Gefahr gebracht, wofür er verurteilt werden sollte, ohne dass man ihm Solidarität entgegenbringt.

Übersetzt aus dem Englischen

Andrew Korybko ist ein in Moskau ansässiger amerikanischer Politologe, der sich spezialisiert hat auf die US-Strategie in Afrika und Eurasien sowie auf Chinas Belt & Road-Initiative, Russlands geopolitischen Balanceakt und hybride Kriegsführung.

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