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"Und sie hatten Mut" – Edelweißpiratenfestival zum Gedenken an den Widerstand in der Nazizeit

Unter dem Motto "Und sie hatten Mut" fand am Wochenende das 19. Edelweißpiraten-Festival in Köln statt. In der Nazizeit hatten sich widerständige Jugendliche aus dem Arbeitermilieu heimlich in Parks von Köln getroffen. Und doch wurden sie noch bis in die siebziger Jahre als "Verleumder und Verbrecher" diffamiert. Auf dem Musikfestival im Friedenspark wird an sie erinnert.
"Und sie hatten Mut" – Edelweißpiratenfestival zum Gedenken an den Widerstand in der Nazizeit© Felicitas Rabe

Von Felicitas Rabe

Zum 19. Edelweißpiraten-Festival unter dem Motto "Und sie hatten Mut" kamen am Sonntag rund 5.000 Besucher in den Kölner Friedenspark. Zur Erinnerung an die Jugendlichen des Widerstands aus dem Rheinland findet seit 2004 im Friedenspark ein solches Musikfestival statt. Jugendliche aus dem Arbeitermilieu, die sich selbst als Edelweißpiraten bezeichneten, haben sich in der Nazizeit in Kölner Parks zum Musizieren verbotener Lieder getroffen und sich auch in anderer Weise gegen Hitlerjugend und Nazis organisiert.

Auch in diesem Jahr spielten 25 Musikgruppen zum Gedenken an diese "Edelweißpiraten", die vom Rheinland bis ins Ruhrgebiet verbreitet waren. In Köln erinnert auch eine Gedenkstätte am Bahnhof Köln-Ehrenfeld an die letzte Hinrichtung von dreizehn Edelweißpiraten im damals bereits komplett zerstörten Köln. Die Jugendlichen wurden dort im November 1944 von der Gestapo ohne Gerichtsprozess öffentlich gehenkt.

Bei der Eröffnungsveranstaltung sprach der Festivalleiter Jan Krauthäuser mit dem Journalisten Peter Finkelgruen, der maßgeblich zur Rehabilitierung der Edelweißpiraten beigetragen hatte. Aber noch Jahrzehnte nach der Nazi-Herrschaft galten diese Jugendlichen in der Kölner Öffentlichkeit als "Verleumder und Verbrecher", berichtet der Journalist.

In den 1970er Jahren forschte Finkelgruen zum Thema Widerstand in der Nazizeit. Es sei auch dreißig Jahre nach diesem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte nicht einfach gewesen, sich für die Rehabilitierung und gegen den immer noch schlechten Ruf der widerständigen Jugendlichen zu engagieren.

Aus Gestapo-Akten habe er schließlich eindeutig rekonstruieren können, wie Edelweißpiraten – neben ihrer Verweigerung der Hitlerjugend und der Pflege einer widerständigen Jugendkultur – auch jüdischen Mitbürgern das Leben gerettet hatten.

Daraufhin habe sich der Journalist dafür eingesetzt, dass in Israel auch diese Edelweißpiraten von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als "Gerechte unter den Völkern" anerkannt wurden. Erst danach habe man diese Jugendlichen in Köln nicht mehr öffentlich diffamiert.

Cornelia Jülich-Rademacher, die Tochter des überlebenden Edelweißpiraten Jean Jülich, berichtete auf dem Eröffnungspodium, warum es ihr wichtig ist, jungen Leuten über das Wirken der Edelweißpiraten zu erzählen. Das Wichtigste sei ihr weiterzugeben:

"Es gab auch junge Menschen, die den Mut hatten, sich dagegen zu stellen."

Als Vertreterin der Oberbürgermeisterin nahm die stellvertretende Bürgermeisterin Brigitta von Bülow an der Eröffnungsveranstaltung teil.

Für die pädagogische Bildungsarbeit mit Jugendlichen und die Aufklärung über die Nazizeit, habe die Stadt das sogenannte "NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln" um eine moderne Jugendabteilung erweitert, teilte die Bürgermeisterin mit. Das "NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln" beteiligte sich – wie jedes Jahr – mit einer Gedenkausstellung für die Opfer der Nazizeit am Edelweißpiraten-Festival.

Sie würde es begrüßen, wenn das Edelweißpiraten-Festival im kommenden Jubiläumsjahr auf Tour gehen würde und man das Konzept dieser Gedenkveranstaltung an vielen Orten übernehmen würde. Es sei wichtig, aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen, erklärte die Kölner Bürgermeisterin.

Klaus der Geiger spielt mit 83 Jahren das Lied "Ich bin kein Frosch im Brunnen, der nur ein Stück vom Himmel sieht" auf dem Edelweißpiraten-Festival in Köln am 18. Juni 2023.

Eine Altenpflegerin habe ihm zuletzt berichtet, dass erst kürzlich mit einer anonymen Bestattung eine ehemalige alte Edelweißpiratin beerdigt worden sei, teilte Jan Krauthäuser mit. Diese Bewohnerin eines Altenheims habe bis zuletzt Angst gehabt, dass ihr Wirken als Edelweißpiratin bekannt werden könnte:

"Es gibt Menschen, die haben sich bis an ihr Lebensende nicht geoutet, weil sie Angst hatten", bedauerte der Festivalleiter.

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