Europa

Podoljaka: Mangel an Reserven – Kiew wirft schon Polizei und Grenzschutz in die Schlacht

An Teilen des Frontabschnitts Saporoschje gehen die ukrainischen Offensivbemühungen weiter, an anderen wurden sie gestoppt, und an wiederum anderen Teilen dieses Abschnitts haben die Russen die Initiative ergriffen. Das berichtet Juri Podoljaka in seiner neuesten Analyse.

Gegengefechte, die sich als Tendenz am Frontabschnitt Saporoschje über die letzten paar Wochen etabliert haben, wurden an einem Teil dieses Abschnitts unterbrochen – doch es haben nicht Russlands Soldaten ihre Gegenangriffe eingestellt, sondern Kiew seine Offensive angehalten: Während ukrainische Soldaten bei Werbowoje und Rabotino im Raum Orechow weiterhin angriffen und Russlands Einheiten sie bei Gegenangriffen teilweise zurückwarfen, war im Raum Welikaja Nowosjolka eher eine Flaute festzustellen – und bei Nowomajorskoje und Nowodonezkoje waren es gar ausschließlich russische Einheiten, die in den Angriff gingen und ukrainische Truppen von einigen Stellungen verdrängten, die diese zuvor hielten.

Dafür macht Russland im Raum Kupjansk am Frontabschnitt Charkow-Swatowo ganz im Norden etwas schleppend voran – der Grund sei, erklärt Juri Podoljaka in seiner Analyse zum 22. September, dass Kiew seine ziemlich knappen Reserven zwischen den Frontabschnitten hin und her verlegen muss, wie es auch zuvor schon einige Male der Fall war. Diesmal wurden welche eben aus dem Raum Welikaja Nowosjolka im Süden in den Raum Kupjansk im Norden abgezogen – und noch mehr: Das ukrainsche Kommando scheint über die Entwicklungen im Norden derart besorgt, dass es vermehrt Einheiten an die Front schickt, die von ihrem Wesen her gar nicht dorthin gehören. So werden im Raum Kupjansk zunehmend Einheiten der Grenzschutztruppe und der Polizei im Fronteinsatz gesichtet, berichtet der Journalist.

Neuigkeiten gibt es auch abseits von der Front: Geran-Kamikaze-Drohnen setze Russland derart zahlreich bei Angriffen gegen Ziele im tiefen ukrainischen Hinterland ein, dass daraus auf einen Start neuer Fertigungslinien für diese unbemannten Fluggeräte in Russland geschlossen werden könne. Und nicht zuletzt macht sich im ukrainischen Internet-Segment zunehmend die Sorge breit, Russland und Nordkorea habe im Rahmen der Staatsvisite von Kim Jong-Un und seiner Gespräche mit Präsident Wladimir Putin ein Übereinkommen über die Lieferung riesiger Mengen an Artilleriemunition in sowjetischen Kalibern geschlossen. Sofern wahr, würde jeglicher Granatenhunger für Russland bei seinem militärischen Sondereinsatz der Vergangenheit angehören, erklärt Podoljaka. Und wenn diese Chargen aufgebraucht sind, dürfte auch Russland sein anvisiertes Herstellungstempo von wohl etwa drei Millionen Artilleriegranaten jährlich erreicht haben, womit die Munitionsversorgung sichergestellt sein wird. Bei Kiew ruft dies, so Podoljaka, "äußerste Beunruhigung hervor".

Juri Podoljaka ist ein ukrainischer politischer Blogger und Journalist aus Sumy, dessen Einsichten im Zeitraum um den Beginn der Intervention in den russischen Medien zunehmend gefragter wurden. Seine Analyseausgaben warten mit nur wenigen Zahlen auf, dafür vermittelt er anhand von Karten aber ein gutes Verständnis vom räumlichen Umfang der jeweiligen Entwicklungen und bietet dann und wann kurzfristige Prognosen.

An Quellen bemüht Podoljaka einerseits offen zugängliche Daten. Dies sind Meldungen von Augenzeugen in den sozialen Medien sowie Meldungen des russischen, aber auch des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Andererseits gibt er Insiderquellen an. Neben solchen in den Volksmilizen und Sicherheitsorganen der russischen Volksrepubliken Donezk und Lugansk seien dies solche in den ukrainischen Sicherheits- und Regierungsbehörden, die er aufgrund alter Beziehungen aus der Zeit als ukrainischer Journalist noch zu unterhalten erklärt. Um es mit dem aktuellen Jargon der Aufklärungsdienste auszudrücken, ist Juri Podoljaka also vornehmlich ein OSINT-Analyst.

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